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215425

Die Struktur der Welt

Hans Heinz Holz

pp. 183-195

Abstract

In drei Schritten hatte Descartes die Begründung der wiederzugewinnenden Erkenntnis- und Weltgewissheit vollzogen. Als erstes hatte er sich des absoluten Grundes jeder Erkenntnis, der Unbezweifelbarkeit seiner eigenen Existenz als res cogitans, versichert. Sodann hatte er die Notwendigkeit der Annahme eines ens realissimum, Gottes, dargetan und diesen Gott, als en sperfectissimum, dem Verdacht entrückt, er könne ein betrügerischer Schöpfer und Regent sein. Aus dem Vertrauen in die Zuverlässigkeit Gottes ergibt sich dann die Überzeugung, dass die logische Ordnung der cogitationes, in der sich die Verfassung der res cogitans manifestiert, die von Gott gewollte und eingesetzte Ordnung des Denkens ist und also ihre Formbestimmtheit und Gesetzlichkeit keine Täuschung enthält. Die res cogitans ist der Ort, an dem die Wahrheit erscheinen kann; Irrtum ist keine prinzipielle, sondern eine okkasionelle Defizienz der res cogitans, eine Folge ihrer aktuellen Endlichkeit im Verhältnis zu ihrer potentiellen Unendlichkeit. Mit Aufmerksamkeit auf das, was in meinem Denken klar und deutlich ist, kann ich — zum mindesten im Hinblick auf die Grundlagen des Denkens — Irrtümer vermeiden.

Publication details

Published in:

Holz Hans Heinz (1997) Einheit und Widerspruch I: Problemgeschichte der Dialektik in der Neuzeit. Stuttgart, Metzler.

Pages: 183-195

DOI: 10.1007/978-3-476-03706-0_8

Full citation:

Holz Hans Heinz (1997) Die Struktur der Welt, In: Einheit und Widerspruch I, Stuttgart, Metzler, 183–195.