Book | Chapter

215432

Der neue Substanzbegriff

Hans Heinz Holz

pp. 334-377

Abstract

In der Welt begegnet uns eine unendliche Vielheit von Dingen. Jedes dieser Dinge kann wiederum in seine Bestandteile zerlegt werden und so fort in infinitum. So stellt sich die Welt dem analysierenden Verstande als ein Ensemble von Vielheiten dar, die zusammentreten und wieder auseinandertreten. Alle diese Vielheiten sind wirklich, sie sind seiend. Indem sie so hinsichtlich ihrer allgemeinsten Bestimmung abstrakt gekennzeichnet werden, zeigt sich ein ihnen alien Gemeinsames an: sie sind. Dieses Sein rein als solches ist fur alle das gleiche. Wie kann von einer Vielheit aber ausgesagt werden, dass sie ist, wenn sie sich dauernd in ihre Bestandteile zerlegt oder aus ihnen auf- und umbaut? Sind die Seienden dann nicht nur voriibergehende Phänomene, ist ihr Sein nicht nur Erscheinung? Zum Sein gehort die Soliditat, und diese scheint dem unendlich Vielen gerade zu ermangeln. Ein nur durch Zusammenstellung gebildetes Seiendes ist nicht ein wesenhaft Seiendes, ihm fehlt die Soliditat und Stabilitat. Das Sammelding (être par agrégation) ist offensichtlich nurals Sammlung kein Ding. Ware denn etwa das Wasser in einem Glase ein Seiendes? Ich kann es um einige oder um viele Tropfen vermindern, ohne sein Wesen zu verandern. Echte Wirklichkeit käme also nur seinen Bestandteilen, den Tropfen zu? Aber auch diese kann ich noch verkleinern, ja ich kann sogar die Moleküle, weiter noch die Atome zerlegen.

Publication details

Published in:

Holz Hans Heinz (1997) Einheit und Widerspruch I: Problemgeschichte der Dialektik in der Neuzeit. Stuttgart, Metzler.

Pages: 334-377

DOI: 10.1007/978-3-476-03706-0_15

Full citation:

Holz Hans Heinz (1997) Der neue Substanzbegriff, In: Einheit und Widerspruch I, Stuttgart, Metzler, 334–377.