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216219

Hobbes-Rezeptionen

Horst Dreitzel

pp. 134-174

Abstract

Bekanntlich verstand sich die »neue« Philosophie, die sich im protestantischen Deutschland in der Zeit von ca. 1680–1720, ausgehend von den mitteldeutschen Universitäten Frankfurt a.O., Leipzig, Halle und Jena, durchsetzte, noch nicht als »Aufklärung«, sondern als »eklektische Philosophie«1, obwohl Samuel Pufendorf in seiner großen Polemik 1673–1686 gegen die traditionellen Denkschulen, die Philosophia Christiana, den scholastischen Aristotelismus und die doctrina Graecania, d.h. den Späthumanismus, schon ausführlich die Metaphorik von Licht und Finsternis verwendet hatte, vom »regnum tenebrarum« und seinen »arcana Status« einerseits, dem »Licht der Wahrheit«, das sich gegen alle Gewalt und Machenschaften durchsetzt andererseits, in deutlichem Anschluß an Thomas Hobbes' (1588–1679) noch sehr viel stärker theologisch aufgeladenen Begriff des »Reiches der Finsternis« (Kingdome of Darknesse), zu dem er sowohl den religiösen Aberglauben wie die falschen Philosophien rechnete.2 Auch war Pufendorfs Vorbild für die Methode vorurteilsfreier Verwendung von Erkenntnissen aller »Schulen« und Philosophen gerade für die Rechts-und Sozialphilosophie prägend, aber er schuf noch nicht den symbolischen, einheitsstiftenden Begriff für die neue Philosophie insgesamt. Wie alle historischen Bezeichnungen, die nicht von Eigennamen abgeleitet sind, ermöglichte auch der Begriff »eklektische Philosophie« einerseits eine streng historisch-individuelle Verwendung für eine konkrete philosophische Schule, andererseits eine allgemeinere, die auf ein bestimmtes gemeinsames Merkmal ansonsten sehr unterschiedlicher historischer Erscheinungen gerichtet ist.

Publication details

Published in:

Ballestrem Karl, Gerhardt Volker, Ottmann Henning, Thompson Martyn (2001) Politisches Denken Jahrbuch 2001. Stuttgart, Metzler.

Pages: 134-174

DOI: 10.1007/978-3-476-02726-9_7

Full citation:

Dreitzel Horst (2001) „Hobbes-Rezeptionen“, In: K. Ballestrem, V. Gerhardt, H. Ottmann & M. Thompson (Hrsg.), Politisches Denken Jahrbuch 2001, Stuttgart, Metzler, 134–174.